Sonntag, 3. Dezember 2006
Christenpflichten in der Adventszeit?
Steuerehrlichkeit ist Christenpflicht. Diese deutliche Position hat vor kurzem der Bamberger Theologe Heinrich Bedford-Strohm bezogen. Wer bei der Steuer schummelt, widerspricht dem christlichen Bekenntnis zur Sozialbindung des Eigentums. Klare Worte, aus denen eine klare Handlungsanweisung entsteht für jeden, der sich als Christ versteht: Du sollst bei der Steuer ehrlich sein.
Nicht weniger deutlich die Resolution der pfälzischen Landessynode zum Abschluss ihrer Herbsttagung angesichts der Änderung des Ladenschlussgesetzes. Durch dieses werde der gesetzlich garantierte Sonntagsschutz ausgehöhlt. Der Widerspruch der Kirchen ist zugunsten kommerzieller Interessen übergangen worden. Daraus kann ein Christenmensch nur eine Konsequenz ziehen: Du sollst am Sonntag nicht einkaufen.
In einer Zeit, in der einfache Lösungen selten, weil oft unmöglich geworden sind, sind das zwei klare und eindeutige Antworten auf die Frage: Wie soll sich ein Christenmensch im alltäglichen Leben verhalten? Wenn nun wieder die Hektik der Adventszeit beklagt wird, die überhöhten und so zwangsläufig enttäuschten Erwartungen, darf die Frage zugespitzt werden: Wie soll ich mich als Christ in der Adventszeit verhalten? Gibt es so etwas wie Christenpflichten im Advent?
Die erste Antwort ergibt sich noch relativ zwanglos aus der Resolution der Synode: Du sollst Verkäufe an den Adventssonntagen boykottieren. Die zweite Antwort gibt die kirchliche Initiative „Advent ist im Dezember“: Du sollst Lebkuchen und Spekulatius nicht schon im August konsumieren und den Weihnachtsmarkt nicht vor dem Totensonntag besuchen.
Aber: Soll ich „Vier Wochen ohne“ praktizieren, weil der Advent traditionell eine Zeit des Fastens war? Soll ich nur eine Kerze anzünden und damit Strom sparen – oder darf ich mein ganzes Haus beleuchten, um die Botschaft vom Licht, das in der Dunkelheit leuchtet, augenfällig zu machen? Wie soll ich den vielfältigen Anforderungen der Adventszeit gerecht werden, einerseits Hunger, Elend, Menschenrechtsverletzungen und Flüchtlingsschicksale wahrzunehmen, andererseits mich über die Ankunft Christi in der Welt zu freuen – und zugleich mich in das Kaufgetümmel zu stürzen, weil Geschenke, die Freude bereiten, nun einmal doch auch materieller Art sind?
„Machet dem Herrn den Weg bereit“ (EG 17), selten gilt diese Aufforderung so sehr wie in der Adventszeit. Wo aber finde ich Vorschläge und Lebenshilfen, wie ich diese Zeit konkret gestalten und welchen ihrer Anforderungen ich genügen soll. Die Kirche könnte solche Hilfen anbieten, Handlungsvorschläge, die über das „Advent ist im Dezember“ hinausgehen. Denn wer Sicherheit darin gewinnt, wie er den Advent sinnvoll gestalten kann, welche Handlungsalternativen dem christlichen Verständnis angemessen sind und welche nicht, dem wird auch wieder einsichtiger werden, dass und warum diese Phase nur die Zeit um die vier Sonntage vor Heiligabend umfasst.
[Dieser Text ist auch als Kommentar im "Evangelischen Kirchenboten" Nr. 49/2006 erschienen]
Nicht weniger deutlich die Resolution der pfälzischen Landessynode zum Abschluss ihrer Herbsttagung angesichts der Änderung des Ladenschlussgesetzes. Durch dieses werde der gesetzlich garantierte Sonntagsschutz ausgehöhlt. Der Widerspruch der Kirchen ist zugunsten kommerzieller Interessen übergangen worden. Daraus kann ein Christenmensch nur eine Konsequenz ziehen: Du sollst am Sonntag nicht einkaufen.
In einer Zeit, in der einfache Lösungen selten, weil oft unmöglich geworden sind, sind das zwei klare und eindeutige Antworten auf die Frage: Wie soll sich ein Christenmensch im alltäglichen Leben verhalten? Wenn nun wieder die Hektik der Adventszeit beklagt wird, die überhöhten und so zwangsläufig enttäuschten Erwartungen, darf die Frage zugespitzt werden: Wie soll ich mich als Christ in der Adventszeit verhalten? Gibt es so etwas wie Christenpflichten im Advent?
Die erste Antwort ergibt sich noch relativ zwanglos aus der Resolution der Synode: Du sollst Verkäufe an den Adventssonntagen boykottieren. Die zweite Antwort gibt die kirchliche Initiative „Advent ist im Dezember“: Du sollst Lebkuchen und Spekulatius nicht schon im August konsumieren und den Weihnachtsmarkt nicht vor dem Totensonntag besuchen.
Aber: Soll ich „Vier Wochen ohne“ praktizieren, weil der Advent traditionell eine Zeit des Fastens war? Soll ich nur eine Kerze anzünden und damit Strom sparen – oder darf ich mein ganzes Haus beleuchten, um die Botschaft vom Licht, das in der Dunkelheit leuchtet, augenfällig zu machen? Wie soll ich den vielfältigen Anforderungen der Adventszeit gerecht werden, einerseits Hunger, Elend, Menschenrechtsverletzungen und Flüchtlingsschicksale wahrzunehmen, andererseits mich über die Ankunft Christi in der Welt zu freuen – und zugleich mich in das Kaufgetümmel zu stürzen, weil Geschenke, die Freude bereiten, nun einmal doch auch materieller Art sind?
„Machet dem Herrn den Weg bereit“ (EG 17), selten gilt diese Aufforderung so sehr wie in der Adventszeit. Wo aber finde ich Vorschläge und Lebenshilfen, wie ich diese Zeit konkret gestalten und welchen ihrer Anforderungen ich genügen soll. Die Kirche könnte solche Hilfen anbieten, Handlungsvorschläge, die über das „Advent ist im Dezember“ hinausgehen. Denn wer Sicherheit darin gewinnt, wie er den Advent sinnvoll gestalten kann, welche Handlungsalternativen dem christlichen Verständnis angemessen sind und welche nicht, dem wird auch wieder einsichtiger werden, dass und warum diese Phase nur die Zeit um die vier Sonntage vor Heiligabend umfasst.
[Dieser Text ist auch als Kommentar im "Evangelischen Kirchenboten" Nr. 49/2006 erschienen]
alexebel, 06:00h
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